Philosophen sind
häufig »Universaldilettanten«.1
Weil sie einen Sinn für das große Ganze in sich verspüren, drängt
es sie, sich über zahllose Gebiete zu verbreiten. Dabei sind sie
strenggenommen keine Fachleute für dies und das, sondern eher
Spezialisten für das Allgemeine. Ihrer Entstehung nach und
entsprechend dieser Ausrichtung ist die Philosophie transdisziplinär.
Und da sie strenggenommen weder eine Disziplin ist noch
einen eindeutigen Gegenstandsbereich hat, ist sie zugleich
Übersetzungswissenschaft zwischen den Disziplinen. Dieser
Ausrichtung nach ist die Philosophie interdisziplinär. Das
Dilettantentum verpflichtet die Philosophie zur Bescheidenheit
gegenüber den disziplinär verfassten Wissenschaften; zugleich ist
ihr die Transdisziplinarität Programm. Ihre Aufgabe ist stets auch
die Transformation.
Doping ist ein
Problem, dass zu Recht das Interesse der Philosophie weckt. Denn beim
Doping kommen zahlreiche Probleme zusammen und verdichten sich.
Doping ist wie ein Kristallisationspunkt, an dem sich verschiedenste
Interessen- und Problemlagen treffen. Gleichzeitig ist die große
Bühne des Sports ein Feld, das der Dramatisierung und Inszenierung
Vorschub leistet. Doping trifft deshalb den Nerv. Dies ist nicht der
Nerv des Sports allein, sondern der neuralgische Punkt eines ganzen
Geflechts unterschiedlicher Interessen. Die Philosophie widmet sich
den dabei entstehenden Problemen, gerade weil sie nicht nur und schon
gar nicht ausschließlich Probleme des Sports sind.
1
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen für die
Veröffentlichung leicht veränderten Vortrag, gehalten bei der
Auftaktveranstaltung des BMBF-geförderten Forschungsprojekts
»Translating Doping – Doping übersetzen« an der
Humboldt-Universität zu Berlin am 7.5.2009.