Wir sind alle anders
Wir sind alle anders – Von der Unvereinbarkeit des Individuums mit dem »Standardmenschen«
Naturwissenschaftliche Verfahren basieren auf einer Standardisierung der oft heterogenen Untersuchungsobjekte. Ziel ist es, allgemeine und gesetzesartige Zusammenhänge zu formulieren, aus denen sich Vorhersagen und zweckgerichtete Manipulationen ableiten lassen. Im Falle der Lebens- und medizinischen Wissenschaften führt diese standardisierende Vorgehensweise zu einem Konflikt, insofern das Untersuchungsobjekt der individuelle Mensch ist. Auch wenn die verschiedenen Interventionsmöglichkeiten möglichst universell einsetzbar sein sollen, verbietet sich eine vollständige Abstraktion von der individuellen Verfasstheit. Die Problematik, die sich aus der Deckungsungleichheit generalisierbarer Grössen und individueller Realitäten ergibt, hat in den letzten Jahren zu einer Abkehr vom Konzept eines Standardmenschen, hin zu einer differenzierteren Betrachtungsweise geführt. Angesichts der fortschreitenden Medikalisierung und der allgemeinen Technisierung der Lebenswelt stellen sich mit Blick auf das Individuum insbesondere auch folgende grundlegende Fragen an die Forschung:
Was sind therapeutisch relevante ›unterscheidende Merkmale‹ zwischen zwei Menschen?
Welche Ausprägungen und Kategorien, in denen sich ihre biologische Individualität und Persönlichkeit konstituiert, werden bisher erfasst und welche werden zukünftig berücksichtigt werden?
Wie wird den dynamischen Veränderungen individueller Eigenschaften Rechnung getragen?